Es ist schon Jahre her, als du den schönsten Tag deines Lebens hattest: das Ja-Wort vor dem Altar. Das Treueversprechen „bis der Tod uns scheidet“ wurde ausgesprochen, von da an kann es nur bergauf gehen. Er war der Mann deiner Träume, hat alle Ansprüche erfüllt und war immer nett zu dir. Wie in den Märchen war er „der Prinz auf dem weißen Pferd“.
Doch seit paar Jahren ist es anders. Er hat sich geändert. Er hat seinen Job verloren, trinkt überdurchschnittlich und ist gewalttätig geworden. Anfangs tat es ihm leid, doch jetzt macht es ihm nichts mehr aus und schlägt sogar die Kinder. Er ist aber dein Mann und du hast ihm versprochen „in guten und in schlechten Zeiten“ bei ihm zu bleiben. Was sollst du tun?
Das ist eine Geschichte, die viele Frauen draußen erlebt haben und viele Frauen immer noch tagtäglich erleben. Man stellt sich Fragen wie: Bin ich diejenige, die Schuld hat? Wird es besser? Was soll ich machen? Welche Auswirkungen hat dieses Verhalten auf meine Kinder? Soll ich ihn verlassen? Liebe ich ihn noch? Kann ich es alleine schaffen? Soll ich es jemandem erzählen? Wird mir jemand helfen, ich arbeite doch nicht?
Es ist erst Ende Jänner 2018 und schon wurde über ein Blutbad in Wien berichtet. Eine Tragödie, in welcher ein 41-jähriger Mann seine Ehefrau ersticht, sein Kind stranguliert und anschließend sich selbst das Leben nimmt.[1] Ein anderer 45 Jahre alter Mann stößt seine Ehefrau von der Dachterrasse, sie stirbt.[2] Hätte das irgendwie verhindert werden können? Ich denke schon! Wusstest du, dass in Österreich jährlich zwischen 25-30 Frauen von den Ehemännern ermordet werden?[3] Das sind im Durchschnitt mindestens zwei pro Monat! 110.000 Frauen in Österreich sind jährlich Opfer körperlicher und sexueller Gewalt.[4] Die Zahlen sind erschreckend, nicht wahr?
Ich kann die Damen bzw. die Herren[5], die in einer gewalttätigen Beziehung/Ehe leben, ermutigen sich Hilfe zu suchen. Es sind keine Einzelfälle. Im Jahr 2016[6] haben genau 10.209[7] Menschen um den Rat der Spezialisten aus dem 24-Stunden-Frauennotruf angesucht.[8] Rund 1300 Frauen und Kinder haben einen Platz an einem Zufluchtsort gefunden.[9] Sich Hilfe zu suchen bedeutet nicht automatisch, dass das Familienleben in die Brüche geht. „Wo ein Wille, da ein Weg!“. Möchte man eine derartig kaputte Beziehung retten und fortführen, muss der Täter zuerst seine Schuld anerkennen und daran arbeiten. Die ersten Schritte sind schwer, daher gibt es Männerberatungen[10], die in Anspruch genommen werden können. Diese begleiten die Männer auf dem langen Weg der Heilung und Realisierung der Probleme. Das kann beispielsweise mittels eines Anti-Gewalt-Trainings erfolgen. Wenn das aber nicht der Fall ist, muss man die richtige Entscheidung für sich selbst treffen und überlegen, was man den anderen Mitmenschen im Haushalt und sich selbst antut. Es gibt „keine Ausreden bei Gewalt!“[11] „Bis der Tod uns scheidet“ heißt es doch. Dafür muss er/sie erkennen, dass du viel mehr Wert bist!
[1] Mehr darüber unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/chronik/10-Jaehrige-nach-Bluttat-in-Familie-tot-Warum-musste-Lea-sterben;art58,2778356
[2] Mehr unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/chronik/Ehefrau-von-Dachterrasse-gestossen;art58,2787212
[3] Info aus der Vorlesung „Eine von fünf“, mehr unter: https://www.meduniwien.ac.at/hp/gerichtsmedizin/lehre/weitere-lehrveranstaltungen/eine-von-fuenf-2017/
[4] Ogris, Günther: „Gewalt an Frauen – die soziologische Perspektive“; in Eine von fünf. Gewaltschutz für Frauen in aller Lebenslagen“, von Berzlanovich,A., Getrude Brinek, Maria Rösslhumer (Hg,); Edition Ausblick, Wien, 2017 S. 16
[5] Die Männer in Österreich, die Gewalt erleben sind ca. um die 10%; mehr darüber unter: https://www.gewaltinfo.at/betroffene/frauen/
[6] Ich beziehe mich auf die Quellen aus dem Jahr 2016, da diese aus dem Jahr 2017 noch nicht publiziert sind
[7] Die Zahlen stammen aus: https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/gewalt/zahlen.html#wien
[8] Mehr unter: http://www.frauenhelpline.at/
[9] Vgl.³
[10] Tsekas, Nikolaus: „Strafe muss sein! Muss Strafe sein? Sozialkonstruktive Alternativen für den Umgang mit Straffälligkit“ in „Eine von fünf. (…); S. 150
[11] Vgl. Frauenhelpline