In vielen Diskussionen wurde Österreich als ein Weltmeister dargestellt, wenn es um Vermögensverteilung geht. Jedoch, der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt unserer aktuellen politischen Debatten. Trotzt erheblicher Umverteilungsmechanismen, ist ein subjektives Gefühl von Ungerechtigkeit – besonders in Verteilung von Finanz- und Sachvermögen – in öffentlichen Diskussionen deutlich spürbar. Aleksandar Bogdanovic stellt die Frage, ob dieses Gefühl überhaupt berechtigt ist?
Laut mehreren Studien der Industriellen Vereinigung, wurde das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im europäischen Raum in 2014 vergleicht und Österreich nach Luxemburg als das zweitreichste Land der EU verdeutlicht. Das Bruttoinlandsprodukt ergibt aber keine Auskunft über die Gerechtigkeit der Vermögensverteilung. Es ist keineswegs sicher, dass der Ruf nach staatlicher Umverteilung in Österreich lauter geworden ist und der entsteht normalerweise in solchen Ländern, in welchen die Bevölkerung ihre Einkommen zu niedrig oder unfair verteilt findet.
Welche Faktoren muss man berücksichtigen, bevor man über Umverteilung und Leistungsgerechtigkeit diskutiert? Um die Debatte über Armut und Reichtum nicht weiter zu heizen, sollte man zwischen verschiedenen Definitionen von Vermögen genau differenzieren. Unter dem Begriff „Vermögen“ versteht man Finanz-, Sach-, Geld-, Immobilien- und sonstige Sachvermögen. Zusätzlich, immaterielle Vermögen wie Patente, Goodwill, Lizenzen und Pensionsvermögen muss man auch in Betracht ziehen. Wie ist denn das Vermögen in Österreich verteilt? Nach Umfrageergebnissen der Nationalbank, ist das Geld- und Immobilienvermögen in Österreich ungleicher als Haushaltseinkommen verteilt. An dieser Stelle sollte man aber nicht vergessen, dass es hier um „Natur der Sache“ geht, weil sich mit Geld- und Immobilienvermögen um kumulierte und über die Jahrzehnte erwirtschaftete Einkommen handelt. In Diskussionen über Umverteilung muss unbedingt erwähnt werden, dass Wirtschaftswachstum nach der Finanzkrise deutlich verringert ist und die Steuerabsetzbeträge deutlich zugenommen sind. Aus diesem Grund stellt sich natürlich die Frage nach der Grenze der Umverteilung und Steuerbelastung für die aktuellen sozialen Transfers. Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten ist Österreich ein Land mit fünfthöchster Einkommensteuerprogression. Dies lassen nur den einen Schluss zu: Die Staatsschulden beziehungsweise die Steuer-, Abgabe- und Staatsquote sind bereits rapid gestiegen und dies kann zu keiner nachhaltiger Entwicklung unserer Gesellschaft führen.
Obwohl die Gerechtigkeit aus moralischer Perspektive der Bestandteil einer solidarischen Gesellschaft sein sollte, die Entscheidungen nach dem moralischen Aspekt müssen mit Vorsicht durchgeführt werden und nicht nur einseitig berücksichtig.
Meiner Meinung und Erfahrung nach ist Österreich ein Land der Chancengerechtigkeit. Jeder Mensch dieser Gesellschaft soll zu weiterem Wachstum und Wohlstand dieses Landes beitragen. In näher Zukunft sollen wir uns daher nicht nur mit Diskussionen über gerechte Umverteilung beschäftigen, sondern Menschen mit niedrigen Einkommen verantwortlich engagieren und mit produktiven neuen Initiativen unterstützen, sodass sie selbst zu weiteren nachhaltigen Wohlstand dieses Landes beitragen können.